Donnerstag, 26. Dezember 2013

Unsere letzte Zeit in Christchurch

Schon fast einen Monat ist es nun schon her, dass ich das letzte Mal geschrieben habe, und es  ist so viel passiert! Irgendwie ist das aber auch ein gutes Zeichen, dass ich so lange nicht geschrieben habe, da es ja nicht daran liegt, dass ich keine Lust dazu hatte sondern einfach nicht die Zeit dazu gefunden hatte. Heute ist der 26.12 und wir sind schon wieder in Cambridge angekommen. Hier habe ich nun endlich Zeitgefunden Abends noch ein paar Zeilen zu schreiben, also werde ich euch nun erst einmal erzählen was wir noch alles in Christchurch erlebt haben.  
Aufgehört habe ich das letzte Mal zu erzählen von dem Vorfall mit unserem Auto und seitdem ist auch wieder viel passiert.  Von der Polizei hatten wir nach einer  Woche natürlich  immer noch nichts gehört, wie sollte das auch anders sein in Neuseeland. Hier scheinen alle ein bisschen Faul zu sein so wie ich und Lennert das mitbekommen haben. Es kam schon des Öfteren mal vor, dass wir Bauarbeiter dabei beobachtet haben, wie die den ganzen Tag nur rumsaßen und nichts gemacht haben, oder zumindest so getan haben als ob sie arbeiten würden. Aber um genau eine Woche später, wieder am Donnerstagabend, um ziemlich genau die gleiche Uhrzeit, waren Lennert und Ich wieder betrunken auf der Straße vorm Hostel, und „guess what“, wir haben die Frau tatsächlich wieder gesehen. Erst waren wir uns nicht ganz sicher und sind ihr erstmal etwas auf Distanz gefolgt, aber sobald sie in einer Auffahrt verschwunden ist, haben wir das Auto dort aufgefunden. Wir konnten es kaum glauben, als wir das Nummernschild im Licht meines Handys wieder erkannt haben. Die wohnte doch tatsächlich in derselben Straße wie wir. Da es nun aber schon sehr spät war und wir auch etwas angetrunken waren wollten wir bis zum nächsten Morgen warten. Als wir dann aber wiederkamen war niemand zuhause und wir sind zum Nachbarn gegangen. Was der uns dann über die Frau erzählt hat war unfassbar. Sie ist so um die 21 und hat schon ein Kind, lässt sich dann aber mitten in der Woche komplett zulaufen und fährt betrunken Auto. Was muss denn falsch mit der sein haben wir uns nur gedacht. Jedenfalls hat ihr Freund sie wohl auch letztens verlassen und ausgerechnet heute Morgen ist sie aus der Wohnung ausgezogen. Sie konnte wohl seit längerem die Miete nicht bezahlen  und wurde deshalb nun rausgeworfen. Den Abend zuvor war sie also wahrscheinlich nur noch einmal wiedergekommen um noch ein paar Sachen mitzunehmen. Ihrem Nachbarn, welcher übrigens äußerst hilfreich und freundlich war, hat sie auch noch 300 Dollar geschuldet. Der liebe Nachbar hat uns dann ihre Telefonnummer gegeben und wir haben uns dafür entschieden die Situation erst einmal mit ihr selbst versuchen zu klären, bevor wir wieder zur Polizei gehen. Zuerst hat sie natürlich versucht die ganze Sache abzustreiten, aber als wir dann als Antwort auf unsere SMS einen Anruf von einer männlichen Person bekommen haben, anstatt von ihr Selbst, hatte sie sich damit selbst verraten. Sie hat sich also nicht einmal getraut selbst mit uns zu reden und hat das aus Angst jemand anderes machen lassen. Wir hatten uns dann darauf geeinigt dass wir etwas Geld zur Entschädigung von ihr bekommen. Aus Unwissenheit wie viel so ein Schaden wohl kosten würde, sind wir dann etwas später am selben Tag zu drei verschiedenen Werkstätten gefahren um den Schaden schätzen zu lassen. Warum zu drei verschiedenen? Weil uns der ungefähre Preis für die Reparatur bei der ersten Werkstatt so lächerlich hoch vorkam. Doch die anderen beiden Werkstätten haben dies nur bestätigt, bei einer lag die Schätzung sogar noch etwas höher. Der Schaden lag tatsächlich bei mindestens 1000 Dollar, wenn nicht sogar einige Hundert Dollar mehr. Als wir ihr per SMS von dem Schaden erzählt haben, haben wir ihr dazu geraten, zu versuchen, dass ihre Versicherung dafür einspringt. Scheinbar hatte sie aber keine Versicherung, oder sie war nicht bereit dafür zu bezahlen, denn von diesem Punkt an haben wir nie wieder was von der Frau gehört. Auf SMS kamen keine Antworten und Anrufe hat sie nicht entgegen genommen. Etwas später kam dann auch ein Brief von der Polizei in welchem stand, dass das Nummernschild nicht mit dem Fall übereinstimmt. SO EIN SCHWACHSINN ! Natürlich waren wir uns sicher, da wir die Person ja schon selbst gefunden hatten, wozu die Polizei offensichtlich nicht im Stande war und sind somit wieder zur Zentrale um uns zu beschweren. Hier konnte man uns aber wieder nicht weiter helfen, da der Polizist der für diesen Fall zuständig war gerade nicht da war. Wir haben die Nummer von dem Polizisten bekommen aber auch nach dem 10. Anruf ging hier nie jemand ran. Irgendwann haben wir es dann auch aufgegeben und haben uns mit der Situation zufrieden gestellt. Es hätte immer noch schlimmeres passieren können und die Kratzer die man noch am meisten sehen konnte, konnten wir mit einem speziellen Poliermittel selbst entfernen. Die Beule können wir natürlich nicht herausbekommen aber solange man nicht vor der Beule weiß fällt die einem auch eigentlich kaum auf. Wollen wir nun also hoffen, dass wir das Auto wieder zum selben Preis verkaufen können.



An einem Samstagnachmittag sind wir mit noch zwei anderen aus dem Hostel nach Sumner gefahren und haben einen Surfkurs gemacht. Dieser ging nur für 2 Stunden, wovon die erste Stunde auch noch reine Theorie war und nicht im Wasser. Hauptsächlich hat uns unser Surflehrer in dieser ersten Stunde erzählt wie man richtig aufsteht und wir haben das Aufstehen auf dem Rasen vorm Strand geübt. Aber auch vieles sehr interessantes und wissenswertes haben wir gelernt. Erst einmal hat er uns vor den vielen Haien gewarnt die es hier in letzter Zeit gibt und wie wir uns zu wehren haben.. Nein, das ist natürlich Quatsch und hier gibt es auch gar keine Haie. Das einzige was hier in letzter Zeit außergewöhnliches gesehen wurde war ein Wal der sich wohl verirrt hatte. Er hat uns aber zum Beispiel auch beigebracht wie man gefährliche Strömungen erkennt und aus ihnen herauskommt. Es bringt nämlich nichts gegen die Strömung anzuschwimmen,  sondern vielmehr sollte man versuchen seitlich aus einer Strömung herauszukommen. Dann hat uns der Surflehrer noch viele Begriffe beigebracht und vom Surfen allgemein erzählt. Er selbst ist ein ziemlich guter Surfer und er hat uns davon erzählt dass er jeden Morgen von seinem Handy geweckt wird, weil ihm seine Surfmates ihm die Wetterbedingungen erzählen und ihm von den Wellen erzählen. Auch erfahren haben wir, dass er bis zu 4 Minuten lang die Luft anhalten kann, was wohl ein sehr wichtiger Faktor ist wenn man etwas größere Wellen surft und mal von einer Welle erwischt wird und unter Wasser gedrückt wird. Da sieht man mal was für eine Kraft solch eine Welle haben kann und wie gefährlich dieser Sport auch sein kann, und zwar nicht nur wegen den Haien... Ganz zum Schluss hat er uns dann noch das aller wichtigste beigebracht, was es über Surfen zu wissen gibt. „Shaka!“ Die ist ein Handzeichen, welches auf der ganzen Welt unter Surfern verbreitet ist und so viel wie „Cool“ oder „Lässig“ bedeutet. Wenn man also eine gute Welle geritten ist oder auch gerade komplett von einer Welle umgehauen wurde und einem das Surfboard um die Ohren geflogen ist, macht man erst mal den „Shaka“. Ursprünglich kommt dieses Handzeichen natürlich aus Hawaii, woher auch sonst. Nach der Stunde Theorie im Trockenen sind wir dann endlich ins Wasser gegangen und haben hier noch viele Tipps und Unterstützung von den Surflehrern bekommen. Als die 2. Stunde dann auch vorbei war, war der Unterricht damit auch schon zu ende, wir durften die Boards und Wetsuits zum Glück aber noch für 2 weitere Stunden behalten, sodass wir echt mehr als genug Zeit hatten etwas Übung zu bekommen und auch schon das ein oder andere Mal aufzustehen.
Das Surfen hat uns einen solchen Spaß gemacht, dass wir es unbedingt weiter lernen wollten. Nun hatten wir das Glück, dass die Hostelmanagerin Laura ein Softtop-Surfboard hinter der TV-Lounge von Hostel aufbewarte, welches sie normalerweise gegen eine kleine Gebühr an Hostelbesucher vermietet. Wir durften ihr Board jedoch umsonst benutzen! Das hatte natürlich zur Folge, dass wir jeden Morgen um spätestens 7 aufgestanden sind und noch vor dem Wwoofing-Job um 10 jeden Morgen nach Sumner gefahren sind um surfen zu gehen. Nachmittags waren wir meistens auch noch surfen, wenn wir nichts Besseres zu tun hatten, was meistens nicht der Fall war. Nachmittags sind wir dann auch mal nach Taylor’s Mistake gefahren und sind hier surfen gegangen. Einige Tage später haben wir nach unserer morgendlichen Surfsession einen alten Mann getroffen, und mit Alt meine ich, dass der mindestens so alt wie Opa war, welcher sich gerade seinen Wetsuit angezogen hat um surfen zu gehen. Ganz schön tough haben wir uns gedacht, und als ich ihn aus Interesse dann gefragt habe, wie lange er mittlerweile schon surft, habe ich dann voller erstaunen erfahren, dass er erst vor 2 Jahren das Surfen für sich entdeckt hat und nun noch fleißig am lernen ist. Ich hoffe mal ich werde auch noch so fit und aktiv sein, wenn ich mal so alt bin.

Die Surfschule

Hier hatten wir Platz im Auto - Mittlerweile haben wir unsere eigenen beiden Surfboards und müssen auch noch beide im Auto schlafen

Taylor's Mistake

Neben dem täglichen Surfen und dem Wwoofing haben wir nicht mehr allzu viel gemacht in Christchurch. Das Wetter wurde ständig heißer und Weihnachten rückte ständig näher.. verrückt fühlt sich das einfach nur an. Nicht nur in unserer Wohnung hing die erste Weihnachtsdeko und Lichterketten, sondern auch die ganzen Straßen waren voll und bei Pak&Save lief „Last Christmas“ in Dauerschleife und man konnte Schokoladenweihnachtsmänner kaufen, welche sobald man den Supermarkt verlassen hat geschmolzen sind. Wir waren auch noch einige Male wieder bei Dan arbeiten, was wieder relativ schwere aber auch sehr gut bezahlte Arbeit für uns war.

Sonnenuntergang bei Dan's Haus

Einige Tage später haben wir in einem Gespräch mit unserem Nachbarn erfahren, dass im Moment nur noch 1 von den 3 Fähren zwischen der Nord- und Südinsel fährt. Von einer der beiden Fähren soll angeblich während der Fahrt die Schiffschraube abgefallen sein und die Fähre musste von einem Schlepper ans andere Ufer gezogen werden. Da die Fähre nun höchstwahrscheinlich sehr ausgebucht sein wird in nächster Zeit, hat er uns empfohlen so schnell wie möglich zu buche, was wir auch gemacht haben.. Und tatsächlich! Bis irgendwann im Januar war alles komplett ausgebucht bis auf einen einzigen Platz auf der Fähre in zwei Tagen. Wir hatten natürlich gar keine andere Wahl und mussten die Fähre buchen, da wir sind mit dem Auto wohl vor dem 30. Dezember nicht mehr auf die Nordinsel zurückgekommen wären. Das war also Christchurch! Wir haben hier nun ganz schön viel Zeit verbracht, aber auch viel erlebt. Wir sind zwar nicht jeden Tag woanders hingereist, um so viel zu sehen wie möglich, wie das sehr viele Backpacker machen, haben dafür aber viele Menschen hier kennengelernt, haben erfahren wie es ist verschiedenste Arbeit zu machen und wie es ist sich eine Wohnung mit am Ende sogar 10 weiteren Leuten zu teilen. Am Ende waren wir aber froh, dass wir hier nun endlich wegkommen, weil zum Ende fast nur noch Deutsche gelebt haben, was wir nicht so genießen konnten. Die besten Leute waren mittlerweile auch schon weg, oder waren kurz davor zu gehen. Eins steht zumindest fest: Wir werden unsere Wohnung und unsere Freunde hier in Christchurch vermissen !

Paua-Shell Haus im Canterbury Museum

Riesiger Baum im Hagley-Park


Lucas und unsere Nachricht am Kühlschrank

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