Dienstag, 14. Januar 2014

Projekt: Hobbithöhle

Aus finanziellen Engpässen mussten wir Solscape ja nun früher verlassen als geplant, um einiges von dem Geld wieder zu bekommen. Wir konnten uns nun also keine Unterkunft mehr leisten und auch nicht mehr viel Lebensmittel, also haben wir uns dafür entschieden an einem Landscaping-Project teilzunehmen, was eine Art Couchsurfingangebot war, welches wir auf dem Noticeboard vom örtlichen Supermarkt gefunden hatten.
Neil und seine polnische Freundin Paulina, wohnen etwas 20 km außerhalb von Raglan. Um zu seinem Haus zu kommen muss man von der befestigten Straße abfahren und einige Kilometer weit eine Schotterstraße in eine Hügellandschaft hineinfahren. In der gesamten Umgebung gibt es nur einige wenige Häuser und eins davon ist Neils Container. Vor vier Jahren hat er sich hier sein eigenes kleines Haus gebaut aus mehreren Containern und jeder Menge Holz. Genau wie der Campingplatz, wo wir zuvor waren, ist auch Neils Haus komplett ökonomisch. Das komplette Dach ist mit Solarplatten zugedeckt und auf einem nahe gelegenen Hügel hat er einen großen Wassertank platziert. Dieser Hügel ist zudem auch weit und breit der einzige Ort an dem man Mobilfunknetz hat. Wenn ich also mal meine E-Mails checken wollte musste ich jedes mal erst einmal diesen Hügel erklimmen. Die Toilette war natürlich ein Plumpsklo und meistens hat das ganze Haus gestunken, wenn man mal kurz die Badezimmertür aufgemacht hat. Außer uns waren noch einige andere Leute hier um an dem Project mitzuhelfen. Richard und Viktoria sind ein Pärchen aus Deutschland. Richard ist so ziemlich der liebste und vernünftigste Mensch der uns je über den Weg gelaufen ist und ist der deutsche Vizemeister in Karate. Er und Viktoria sind schon viel zusammen gereist, unter anderem auch durch Thailand und die umliegenden Länder und konnten uns so viel erzählen und empfehlen. Dann waren da noch Shawna aus Kanada und Alex aus Deutschland. Mit Shawna haben wir uns sehr gut verstanden und sie hat uns immer wieder zum lachen gebracht. Mit Alex kamen wir leider überhaupt nicht klar, wir können uns aber auch kaum vorstellen, dass überhaupt jemand jemals mit der klarkommen könnte. Lennert hat das ganze dann natürlich wieder ein wenig ausgereizt, sodass wir uns am Ende nur noch gegenseitig beleidigt haben und sie Lennert am Ende schlagen wollte.
Kommen wir aber nun zum eigentlichen Project: Wir haben ein Hobbithaus gebaut. Naja mehr oder weniger.. Das Haus wird am Ende wahrscheinlich nicht wirklich nach einer Hobbithöhle aussehen, also keinen runden Fenster und Türen oder so. Der eigentliche Grund warum er sich dafür entschieden hat ein Untergrundhaus zu bauen sind wieder ökonomische und energiesparende Gründe. Er hat ein Buch gelesen über Häuser unter der Erde und war sofort fest davon überzeugt, dass es sehr einfach ist so ein Haus zu bauen und dies mit einer Hand voll Couchsurfern auch in einigen Tagen fertig stellen kann. Der Anfang des Hauses war schon gebaut. Ein riesen Erdloch war in den Boden gegraben und die meisten Holzpfeiler für den Umriss des Hauses waren schon aufgestellt. Mit uns zusammen wollte er nun die restlichen Grundpfeiler aufstellen, die Wände hochziehen, das komplette Dach bauen und das ganze noch mit Erde zuzudecken. Und das in 5 Tagen!
Als wir am ersten Tag alle Abends zum Fish&Chips essen zusammen saßen hat uns Neil vom Ablauf der kommenden Tage erzählt. Demnach sollten wir maximal 6 Stunden am Tag arbeiten, zwischendurch würden wir jedoch Surfpausen einlegen, er würde uns jeden Tag mit Essen versorgen und dass wir jeden Tag mit 30 Dollar bezahlt werden. Das ist zwar nicht all zu viel, aber dafür dass wir hier wohnen können und sonst keine Ausgaben haben ging das in Ordnung.
Im Endeffekt hat sich alles nun aber ein bisschen anders rausgestellt als gedacht. Anstatt den versprochenen 6 Stunden am Tag haben wir jeden Tag mindestens 8 Stunden gearbeitet. Am Tag bevor Weihnachten haben wir knapp 12 Stunden gearbeitet. Surfpausen haben wir auch nur eine einzige eingelegt.
Diesmal sind wir nicht an den Strand gegangen zum surfen sondern zur Manu Bay. Manu Bay ist angeblich der beste lefthand Break auf der Welt. Es ist wirklich Verlass darauf dass man hier jeden Tag im Jahr Wellen findet. Als wir vor ein paar Tagen mal in den Surfreport von Raglan geschaut haben waren hier 4-Meter-Wellen. Auch wenn der Surf hier perfekt ist, hat man besonders als Anfänger einige Probleme hier. Um überhaupt erstmal ins Wasser reinzukommen muss man zunächst über die Felsen klettern, welche voll mit Muscheln geschmückt sind. Wenn man dann auf diesen verdammt rutschigen Steinen laufen muss und immer wieder riesen Wellen auf einen zubrechen rutscht man immer wieder aus und fällt zurück. Beim Weg ins Wasser haben wir uns so schon einige Schnittwunden zugefügt. Viel gefährlicher noch ist aber wenn man von einer Welle die man surft auf die Felsen gespült wird. So sind hier auch schon Leute gestorben. Beim letzten Todesfall hier ist jemand von einer Welle erfasst worden und gegen die Felsen gespült worden. Mit seinem Kopf ist er zwischen zwei Steinen stecken geblieben und hat sich so das Genick gebrochen. Es ist also unbedingt notwendig dass man die Wellen auch tatsächlich nach links surft und nicht einfach gerade aus.
Ein weiteres Problem hier ist, dass Manu bay aufgrund seiner Beliebtheit auch immer sehr gut besucht ist. Die fortgeschrittenen Surfer oder auch Profis nehmen hier kaum Rücksicht auf Anfänger und es gibt immer Konkurrenzkampf um die Wellen. So kam es dass Lennert von einem anderem Surfer überrannt wurde und einige Löcher in seinem Surfboard hatte. Es hätte aber auch viel schlimmer kommen können. Von einem Freund von uns haben wir mal gehört dass er in Sri Lanka gelebt hat für einige Jahre und es da noch viel schlimmer mit dem Kampf um die Wellen war. Besonders an einem Surfspot waren nur Einheimische erwünscht und alle anderen wurden hier sofort vertrieben oder sogar attackiert. Einmal kam es sogar soweit dass die Surfer hier mit Absicht mit ihren Flossen am Surfboard über den Kopf von jemanden gefahren sind und dieser dann eine ernsthafte Verletzung hatte.
Die nächsten Tage konnte wir somit leider nicht mehr surfen weil wir uns nun erstmal damit beschäftigen mussten Lennerts Surfboard zu reparieren.
Die nächsten Tage wurde also viel und hart gearbeitet und wir sind auch gut vorangekommen mit dem Haus. Selbst am letzten Tag, und das war Weihnachten, haben wir noch bis Abends gearbeitet. Ganz soweit wir gehofft sind wir am Ende nicht gekommen. Wir hatten aber schon ein Großteil der Wände hochgezogen und das Dach war auch so gut wie fertig.
Heilig Abend haben Neil und Paulina für uns alle gekocht. Es gab Barbeque und Salate und wir haben uns so voll gestopft dass wir irgendwann einfach alle eingeschlafen sind voller Erschöpfung.
Am nächsten Tag mussten wir noch eine Nacht im Auto schlafen weil die Tankstellen wegen des Feiertages alle geschlossen hatten und wir so nicht genug Spritt hatten um nach Cambridge zu kommen. Ziemlich enttäuscht und verärgert waren wir als uns Neil nicht einmal bezahlt hat. Er meinte nun plötzlich dass er davon ausgegangen ist dass ich und Lennert das alles komplett freiwillig gemacht haben und er das auch nicht in sein Budget eingeplant hatte uns zu bezahlen. Trotz allem haben wir uns mit der Situation zufrieden gegeben, da wir einen Platz zum schlafen hatten und keine Ausgaben hatten.
Am Morgen des 26.12 haben wir uns dann auf nach Cambridge gemacht um unser Auto zu verkaufen und alles vorzubereiten für unseren Flug nach Australien.

Die Baustelle und das Haus im Hintergrund

Rob hat uns mit seinem Bagger sehr, sehr viel Arbeit erspart

Neil hat gute Laune

Die Straußen-Familie zu Besuch auf der Baustelle


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen